Der Betriebssystemkern (Kernel) erledigt in einem Betriebssystem die
grundlegendsten Aufgaben. Dazu gehören: Verwaltung von Prozessen,
Verwaltung des Dateisystems, Steuerung von Hardwareressourcen,
Speicherverwaltung. Der Kernel ist somit das Herz des Betriebssystems.
Unter Linux beinhaltet der Kernel auch Gerätetreiber, die das System
braucht (als Runtime-Module oder fest eingebaut). Nichts funktioniert ohne
einen Kernel, und genau das ist es, was Linux zu Linux macht, denn wenn
wir von Linux sprechen, meinen wir eigentlich den Kernel in der aktuellen
stabilen Version 2.4.x.
Aber ein Kernel allein macht noch kein Betriebssystem aus, sondern muss
auch irgendwie vom Benutzer angesprochen werden können, damit es überhaupt
Arbeit gibt, die er verrichten kann.
Der Kernel liegt als Datei (bzImage) auf einem Datenträger
vor, und muss für den Start in den Hauptspeicher eingelesen werden.
Dazu gibt es verschiedene Methoden, welche sich dadurch unterscheiden, wo
die Kerneldatei liegt. Wir kennen 3 verschiedene Orte, an denen ein
bootfähiger Kernel residieren kann:
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Internet
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Intranet
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Localhost - Diskette, Festplatte, CD-ROM, EPROM, EEPROM o.ä.
Betrachtet wird hier die Variante Diskette, welche fast zwingend neben der
Betriebsboot-Möglichkeit am localhost vorhanden sein sollte.
Praxisübung:
Suchen Sie die Kerneldatei, mit der Ihre Distribution den Rechner zum
Booten gebracht hat. Kopieren Sie diese Datei im raw-Modus auf eine roh
(ohne Erstellung eines Filesystems) formatierte 3,5"-Diskette:
root@linux / #
dd if=KERNELFILE of=/dev/fd0u1440
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Zur Erprobung booten Sie Ihren Rechner mit dieser Diskette. Dazu ist
die Bootreihenfolge im BIOS möglicherweise wie folgt umzustellen:
A: CDROM: C:
Dieser Bootvorgang wird mit grosser Wahrscheinlichkeit fehlschlagen,
und das ist gut so. Der Kernel der Distribution hat die Root-Partition
in sich gespeichert. Diese stimmt in den seltensten Fällen mit der
tatsächlichen Root-Partition überein. Abhilfe schafft eine Behandlung der
Diskette mit dem Befehl rdev.
Falls das Booten nicht fehlgeschlagen ist, weil die Root-Partition stimmt,
ist es lohnenswert, einmal mit rdev eine falsche
Root-Partition in den Kernel zu schreiben, um einen fehlerhaften Bootvorgang
(Kernel bleibt stehen) beobachten (und später erkennen) zu können.
Ein auf dem eigenen Rechner selbst compilierter Kernel hat die richtige
Root-Partition in sich gespeichert.
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