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OrdnerWas ist Unix? Revision: 1.1.2.3
Autor: Florian Fredegar Haftmann
Layout: Alexander Fischer
Lizenz: GFDL

2 Eigenschaften von UNIX

Was ist nun das besondere, das UNIX auszeichnet? UNIX hatte Features, die heute zwar selbstverständlich geworden sind, aber damals noch recht neu waren und jahrzehntelang brauchten, bis sie auch die "landläufigen" Systeme erreichten, z. B.:

  • Hierarchisches File-System, d. h. die Möglichkeit, Dateien in Ordnern zu strukturieren - die ersten DOS-Versionen ab 1980 beherrschten dies noch nicht.
  • Multitasking, d. h. mehrere Programme (oder Prozesse) können gleichzeitig laufen, ohne sich zu stören. Von Anfang an war dieses Multitasking preemptiv, d. h. die Steuerung und Zuteilung des Prozessors wird direkt vom Betriebssystemkern übernommen, ohne dass einzelne Programme fehlerhaft oder böswillig das ganze System in den Abgrund ziehen können - bei Windows und Mac war man erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre auf dem Weg dorthin.
  • Multiuser-System, d. h. mehrere Benutzer können am gleichen System arbeiten und ihre Daten und Ressourcen beliebig für den Zugriff durch andere Benutzer sperren oder freigeben. Es können auch mehrere Benutzer am System gleichzeitig arbeiten, wenn die Hardware es zulässt (z. B. zusätzliche Konsolen oder Arbeiten über Netzwerkverbindung).
  • Netzwerkfähigkeit, schon sehr früh wurden die UNIX-Kernel mit einem TCP/IP-Stack ausgestattet und bildeten so sehr schnell das Rückgrat des damals noch jungen Internets.

Darüber hinaus haben UNIX-Systeme charakteristische Eigenschaften:

  • UNIX war unabhängig von irgendeiner bestimmten Hardwareplattform. Die meisten Betriebssysteme damals (und auch noch heute) waren auf einen bestimmten Prozessortyp zugeschnitten und diese Abhängigkeit setzte sich fort in den Programmen, die für diese Systeme geschrieben wurden. UNIX abstrahiert soweit von der Hardware, dass es möglich wird, das System auf andere Plattformen zu portieren und dann UNIX-Programme ohne große Änderungen dort laufen zu lassen. Zwar gab es schon damals standardisierte Programmiersprachen, die auf mehreren Plattformen verfügbar waren, aber immer in leicht abgewandelter Form, so dass es praktisch unmöglich war, einfach portierbare Programme zu schreiben.
    Ein Grund für die Portabilität lag darin, dass UNIX nicht in Assembler sondern in C programmiert war (eine Hochsprache, die 1972 von Thompson entwickelt wurde). Zunächst war der UNIX-Code jedoch, obwohl er zum großen Teil in C geschrieben war, sehr stark an die Architektur des PDP gebunden. Erst mit UNIX Release 7 (1979) wurde der Code wirklich portabel.
  • UNIX kommt von Hause aus mit einer Fülle an Programmier- und Entwicklungstools und -bibliotheken: man muss nicht erst lange viel Software nachinstallieren, sondern findet das wichtigste schon vor und kann davon ausgehen, dass auf jedem entsprechenden UNIX-System das gleiche vorhanden sein wird.
    Ein legendäres Programm, das schnell zum Grundbestandteil eines UNIXes wurde, war z. B. die Shell sh, die Steve Bourne schrieb. Der Linuxgemeinde ist sein Name in der allseits bekannten bash (Bourne Again Shell) überliefert.
  • UNIX ist transparent, d. h. die ganze Systemkonfiguration ist für den Administrator frei zugänglich.
  • UNIX ist nahezu beliebig automatisierbar, z. B. für Administrationszwecke.
  • UNIX verfügt über elegante Programmierkonzepte, die dem ästhetischen Empfinden vieler Programmierer entgegenkommen.

Zur Schreibweise: es hat sich eingebürgert, "UNIX" nur mit Großbuchstaben zu schreiben. Puristen meinen zwar, es sollte besser "Unix" heißen, da es für keine Abkürzung steht, diese Ansicht hat aber bislang keine große Anhängerschaft gefunden. Man sollte hier auch nicht zu pingelig sein.


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